Auf einer Konferenz in Brüssel habe ich über Lehren von den Nürnberger Prozessen gesprochen – 75 Jahre nach der Verkündung der Urteile.
Die Prozesse, bei denen nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Kriegsverbrecher strafrechtlich verfolgt wurden, erregten die Aufmerksamkeit von Medien und Öffentlichkeit wie wenig andere Ereignisse zuvor.
Auf einer wissenschaftlichen Konferenz der Freien Universität Brüssel und der McGill Universität Montreal habe ich diese Woche über die Lehren gesprochen, die Gesellschaft, Politik und Justiz aus den Massenprozessen ziehen können.
In einer gemeinsamen Präsentation mit Journalistin Janet Anderson haben wir gezeigt, dass die Berichterstattung in den Medien eine wichtige Rolle für die Akzeptanz der Prozesse war und ihnen einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert hat.
Eine solch intensive Beschäftigung der Öffentlichkeit mit den Verfahren ist auch für die heutigen internationalen Strafverfahren von großer Bedeutung, um die Legitimation zu vergrößern.
Ein Schlüsselfaktor für das große Interesse war der Aufbau der Verfahren als Massenprozess. Wären die Verfahren nacheinander und über mehrere Jahre verteilt worden, hätten sie weniger Aufmerksamkeit bekommen. Die starke juristische Reaktion auf die Massenverbrechen in Form von Massenprozessen besaß eine mobilisierende Wirkung.