Wir erinnern uns an Kriege und Völkermorde, aber scheinen kein kollektives Gedächtnis für Ereignisse wie Pandemien oder Naturkatastrophen zu haben.
Für das niederländische liberale Wochenmagazin De Groene Amsterdammer habe ich einen Essay über Lektionen aus der Vergangenheit geschrieben.
Die Erfahrungen der beiden Weltkriege haben Institutionen wie die Völkermord-Konvention und die Vereinten Nationen hervorgebracht, doch bei Pandemien wie der “Spanischen Gruppe” fehlen eine solche Erinnerungskultur und entsprechende Lektionen. Dies hat Folgen, wie wir heute und in Zukunft auf solche Krisen reagieren.
Neurologische Untersuchungen deuten darauf hin, dass Menschen, die sich wegen Gehirnschäden nicht mehr an Ereignisse erinnern können, auch Schwierigkeiten haben, sich die Zukunft vorzustellen. Diese Dynamik scheint auch für Gesellschaften zu gelten: Länder, die kein Verständnis für Geschichte haben, sind schlecht vorbereitet auf Ereignisse in der Zukunft.
Erinnerung an die Vergangenheit wird nicht erst nach Ablauf eines Ereignisses geschaffen, sondern bereits in der Gegenwart (die Idee von ‘pre-Memory’). Deshalb wäre jetzt der Moment, über eine Erinnerungskultur für die heutige Krise nachzudenken.
Essay ‘Voor altijd waakzaam’ in De Groene Amsterdammer (Nr. 7/2021)