Artikel: Geschichte des Völkerrechts und Massenmedien

In der französischsprachigen Fachzeitschrift Revue de Science Criminelle et de Droit Pénal Comparé habe ich einen Artikel über das Verhältnis von Völkerrecht und Massenmedien veröffentlicht.

Zusammen mit Janet H. Anderson habe ich über das große Medieninteresse an den Nürnberger Prozessen geschrieben und was wir davon für moderne internationale Gerichte lernen können.

In 1945 reisten Journalisten aus mehr als 20 Ländern nach Nürnberg, um die Kriegsverbrecherprozesse zu verfolgen. Die Mehrheit – ungefähr 80 Reporter – kam aus den Vereinigten Staten, 40 kamen aus Großbritannien, 40 aus Frankreich und 35 aus der Sowjetunion. Noch nie zuvor hatte ein Ereignis so viel Journalisten gelockt.

Wir zeigen, dass die Tatsache, dass es sich um einen Massenprozess handelte, ein wichtiger Faktor war für das große öffentliche Interesse: Die starke juristische Reaktion war eine Abspiegelung der massiven Gewalt und zog deshalb die Aufmerksamkeit der Medien auf sich.

Medieninteresse für Völkerrecht heute

Eine vergleichbare Dynamik ist auch heute am Internationalen Strafgerichtshof (IStGh) sichtbar, für dessen Verfahren im Allgemeinen wenig Medieninteresse besteht. Im Artikel zeigen wir, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen der Anzahl Angeklagter, ihrem Rang und dem zu erwartenden Medieninteresse. Wir argumentieren, dass Prozesse mit mehreren, führenden Angeklagten die meiste Aufmerksamkeit erregt.

Dieses Modell trägt dazu bei, das Verhältnis von Völkerrecht und Massenmedien besser zu verstehen. Wir kommen zu dem Schluss, dass Gerichtsverfahren mit mehreren Angeklagten auch heute wieder weltweite Aufmerksamkeit erregen würden und zu einer Zunahme am Interesse für internationale Gerichte und internationales Recht führen könnten. Wir betonen allerdings auch, dass sie keine Garantie für langfristiges öffentliches Interesse bieten und dass Massenprozesse das Risiko eines Medienspektakels in sich bergen.

Lesen Sie den vollständigen Artikel: Les procès de masse et les médias de masse à Nuremberg et dans les tribunaux internationaux modernes